
12 Dez Bericht über das Freitagsgebet am 10. Dezember 2021
Das dieswöchige Freitagsgebet im Zentrum der islamischen Kultur Frankfurt e.V. wurde am 10. Dezember 2021 im Konferenzsaal des Zentrums unter Einhaltung der aktuell geltenden Hygienemaßnahmen und der Leitung von Sheikh Mahmoud Khalilzadeh abgehalten. In der ersten Predigt setzte er die Behandlung des Themas der Gotteserkenntnis fort und bezog sich auf das Argument der natürlichen Veranlagung: „Wie ich bereits erklärte, ist einer der besten, einfachsten und gleichzeitig eindeutigsten Beweise der Beweis der natürlichen Veranlagung. Wir können nach diesem Argument von der Selbsterkenntnis als einem der Wege sprechen, um die Erkenntnis Gottes zu erlangen. So wie von Imam Ali (as) überliefert wird, der sagte: ‚Wer sich selbst erkannt hat, hat Gott erkannt.‘. In unseren religiösen Quellen existieren viele Überlieferungen, die uns ermutigen, unser Selbst zu erkennen und zu erforschen. Denn wenn ein Mensch sich selbst richtig kennt und weiß, was und wer er ist, er tatsächlich mit dem Licht seiner natürlichen Veranlagung verbunden wird. Er sieht seine Armut und Bedürftigkeit im Wesen der Existenz klar und versteht, dass er, wenn es die notwendige und unendliche Wahrheit, also den allmächtigen Gott, nicht gäbe, er ebenfalls nicht existieren würde, wobei er aber jetzt existiert, und er kann sich selbst verstehen und erkennen.“
In einem anderen Teil der ersten Predigt betonte er die Wirkung der Selbsterkenntnis auf die allgemeine Sichtweise und Weltanschauung des Menschen und sagte: „Wenn ein Mensch auf sich selbst aufmerksam wird, erkennt er, dass seine Seele, obwohl sie an seinen materiellen und weltlichen Körper in der Welt gebunden ist, nicht von dieser Welt ist. Um sich selbst zu erkennen, sollte man also nicht von der eigenen Welt ausgehen. Vielmehr wurde man vor dem Leben im Diesseits bereits in einer höheren Welt erschaffen. Und auf dieser Ebene, also der Welt der natürlichen Veranlagung, nach einigen Überlieferungen auch als Welt des Zhar bezeichnet, erkennt er seinen Gott durch die Schöpfung und seine eigene Existenz. In Vers 172 der Sure A’raf lesen wir: ‚Und als dein Herr aus den Kindern Adams, aus ihren Rücken, ihre Nachkommenschaft nahm und sie gegen sich selbst zeugen ließ: ‚Bin Ich nicht euer Herr?‘ Sie sagten: ‚Doch, wir bezeugen (es)!‘ (Dies,) damit ihr nicht am Tag der Auferstehung sagt: ‚Wir waren dessen unachtsam‘.“
Der Frankfurter Freitagsprediger sagte in Bezug dazu: „Dieser Schöpfungspakt, bekannt als der Pakt der sog. „Welt des Zhar“ oder der Pakt der „Welt des as-Sat“, ist die Qualität der Erschaffung der immateriellen Wahrheit des Menschen in der vorweltlichen Stufe. Sie liegt in der Welt der Talente, der natürlichen Veranlagung und Schöpfung des Menschen. Das heißt, Gott hat die Bereitschaft, den Monotheismus anzunehmen, vor der Erschaffung seiner materiellen Samenzelle in dieser Welt, in das Wesen und die Existenz des Menschen als bewusste Wahrheit gesetzt, um mit der Kraft der inneren Intuition sein innewohnendes Bedürfnis und seine eigene Schöpfung zu beobachten, und zu verstehen, dass jeder von ihnen ein Strahl vom Glanz des Herrn ist und seiner stetigen Gnade bedarf. Dieser edle Vers betont das Prinzip der natürlichen Veranlagung und das Wesen der Gotteserkenntnis des Menschen. Das heißt, die Erkenntnis Gottes existiert im inneren Menschen, aber in seinem weltlichen Leben kann dieses reine Wesen des Menschen durch materielle Schleier und weltliche Lebensbedingungen getrübt und verstaubt werden.“
Im letzten Teil der ersten Predigt fügte er in Bezug auf die genaue Aussage des Korans über die göttlichen Zeichen und Hinweise im Inneren und Äußeren der Menschen hinzu: „Allerdings beschränkt sich der Koran nicht auf die natürliche Gotteserkenntnis der Welt vor dem Diesseits, sondern es wird gesagt, dass Gott in der Welt Zeichen und Symbole in den Seelen der Menschen zeigen wird, bis ihnen die göttliche Wahrheit deutlich wird. In Vers 53 der Sure Fussilat heißt es: ‚Wir werden ihnen Unsere Zeichen am Gesichtskreis‘ und in ihnen selbst zeigen, bis es ihnen klar wird, daß es die Wahrheit ist. Genügt es denn nicht, daß dein Herr über alles Zeuge ist?‘ Wir lesen auch in den Versen 20-21 der Sure Dhariyat: ‚Und auf der Erde gibt es Zeichen für die Überzeugten und (auch) in euch selbst. Seht ihr denn nicht?‘ Bedenken Sie, dass, während die Kenntnis über die Anwesenheit der Seele, die innere Intuition, dem Herrn folgt, das erworbene Wissen über die Seele und die Betrachtung ihrer Auswirkungen auch den Aufstieg zur Erkenntnis Gottes bewirken.“
Zu Beginn der zweiten Predigt lud der Imam und Leiter des Zentrums der islamischen Kultur Frankfurt e.V. zunächst sich selbst und die weiteren Teilnehmenden am Freitagsgebet zur Gottesfurcht ein. Außerdem lud er sie dazu ein, ihren Familien und deren Mitgliedern-/innen Aufmerksamkeit zu schenken, was er als ein Beispiel für Gottesfurcht benannte. Mit der Benennung der Wurzeln einer Familie aus der islamisch-religiösen Sicht erklärte er: „Die Familie besteht zunächst aus einer Frau und einem Mann, die eine rechtmäßige Ehe eingegangen sind. Die Ehe ist ein Vertrag, auf deren Grundlage die eheliche Beziehung zwischen Frau und Mann begründet wird. Es entsteht eine verwandtschaftliche Beziehung und beide Parteien haben neue Pflichten und Rechte. Die Familienmitglieder werden nicht nur rechtliche Beziehungen miteinander haben, sondern auch eine starke moralische und emotionale Verantwortung haben. Der Heilige Koran enthält besondere Themen in Bezug auf Ehefrau und Ehemann: Der Wert der Familie basiert laut Koran in erster Linie auf der Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen ihren zentralen Mitgliedern, das heißt Frau und Mann. Die ersten beiden Familienmitglieder schaffen ihr gemeinsames Leben durch Kennen und Einhalten der gegenseitigen Rechte, und wenn dieser Prozess auf der Grundlage von Zuneigung, Barmherzigkeit, Verständnis und fern von Egoismus andauert, werden sie die erwartete menschliche Vollkommenheit erreichen.“
Unter Berufung auf den 21. Vers der Sure Rum, die sich auf den göttlichen Willen über das Entwickeln tiefer emotionaler Beziehungen und Barmherzigkeit unter Ehepaaren bezieht, bezeichnete er die Familie als die Schule der Liebe und Barmherzigkeit. Dem fügte er hinzu: „Dieser Vers enthält einige wichtige Punkte über die Familie, die untersucht werden müssen. Der Heilige Koran sagt in jenem Vers der Sure Rum: Um einander zu verstehen und für eine angemessene Kompatibilität, erschuf Gott ‚Ehefrauen aus euch selbst‘. Nach dieser Interpretation führt die Beziehung und Verbindung zwischen Ehemann und Ehefrau, die eine der wichtigsten Bestandteile der Familie ist, aufgrund der Anpassungsfähigkeit und der Fähigkeit, einander zu verstehen, zu Wachstum, Aufblühen und Vervollkommnung ihrer, denn in jeder Lebens- und Wachstumsphase gibt es eine Reihe von inneren Bedürfnissen, die sich in Bezug auf andere zeigen und ein Spiegelbild der menschlichen inneren Bedürfnisse hinsichtlich seiner Wünsche und Ideale sein können. Die Bindung zwischen Mann und Frau ist nichts anderes als eine rein freundschaftliche Bindung, die ohne jeden anderen Anreiz ist. Denn das Geheimnis einer glücklichen Familie ist, dass die Familienmitglieder gelernt haben, einander zu lieben und dies führt dazu, dass die persönlichen Schwächen und Stärken ohne jegliche Angst und Rücksicht innerhalb der Familie und beim Ehepartner offenbart werden.“
Im letzten Teil der zweiten Predigt betrachtete Sheikh Khalilzadeh Geduld, Liebe, Loyalität und gegenseitiges Vertrauen zwischen Frau und Mann die Grundlage dafür, Schwachstellen der Persönlichkeit zu erkennen und zu untersuchen und durch Selbstentwicklung auszubessern. Hierzu sagte er: „Daher kann man sagen, dass die Familie eine Umgebung zur natürlichen Behandlung von Problemen sein kann. Der Prophet (saas) sagte: ‚Sitzt ein Mann bei seiner Familie, wird dies von Gott dem Allmächtigen mehr geliebt als die spirituelle Zurückgezogenheit (Itikaaf) in meiner Moschee.‘ Aus Sicht des Islam ist die innere Unreinheit des Menschen schlimmer als seine äußeren Hässlichkeiten. Die Umgebung, in der die negativen Aspekte der Persönlichkeit ohne Angst vor Bestrafung in Erscheinung treten können, ist die Familie. In ihr ist es nämlich möglich, diese Schwächen zu verbessern. Mit der Kraft der Liebe und Zuneigung können die schwierigsten Ziele erreicht werden.“.
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