
23 Nov Bericht über das Freitagsgebet am 19. November 2021
Am 19. November 2021 wurde im Zentrum der Islamischen Kultur Frankfurt e.V. das wöchentliche Freitagsgebet aufgrund der herrschenden Pandemie unter Einhaltung der aktuell geltenden 3G-Hygienemaßnahmen (vollständige Impfung, Genesung seit maximal sechs Monaten, gültigem negativen PCR-Test) in Anwesenheit von einigen Teilnehmern unter der Leitung von Sheikh Mahmood Khalilzadeh abgehalten.
In der ersten Predigt thematisierte er ein weiteres Argument für den Beweis der Existenz Gottes. Dieses Argument war das Argument der Veränderung und Bewegung, welches seit langer Zeit von Philosophen verwendet wird. Er erklärte, dass Aristoteles der erste war, welcher dieses Argument offiziell nutzte. Später entwickelten muslimische Philosophen dieses Argument weiter und im Westen verwendete der christliche Theologe Thomas von Aquin das Argument der Bewegung in seinem Werk „Summa Theologiae“ als erstes Argument seiner berühmten fünf Wege, die Existenz Gottes zu beweisen.
Er definierte die Bewegung in diesem Argument als den allmählichen Austritt eines Wesens aus dem Zustand des Potentials und der Handlungsfähigkeit in den Zustand der Tat und des Seins. Er erklärte: „Zum Beispiel hat ein Apfelsamen das Potenzial, ein Apfel zu werden, ist aber in Wirklichkeit zu diesem Zeitpunkt ein Samen. Die allmähliche Entfernung dieses Samens vom Zustand des Samen-Seins zum Apfel hin und das Erreichen des Apfel-Seins, wird als Bewegung bezeichnet. Das Prinzip von Bewegung und Veränderung gliedert sich in viele Dimensionen, deren Untersuchung den Rahmen unserer Diskussion sprengen würde. Jedenfalls braucht jede Art von Bewegung und Veränderung und offensichtlich auch natürliche und materielle Bewegungen und Veränderungen einen Reiz (Beweger). An seiner Stelle ist bewiesen, dass dieser Beweger nicht die Natur selbst sein kann, weil die Natur selbst sich ständig bewegt und verändert, während der erste Beweger sich selbst nicht verändern und bewegen darf. Andernfalls würde er selbst einen Beweger benötigen und wir würden uns in einer Sequenz und einem Teufelskreis befinden. Materielle Bewegungen brauchen also einen immateriellen Beweger, der sich nicht selbst bewegt.
Der Inhalt des Arguments ist in der Tat so zusammengefasst: Die Welt der Schöpfung hat Bewegung, jede Bewegung braucht einen Beweger, und da die Sequenz der Ursachen unmöglich ist, muss die Reihe der Bewegungen in einem Beweger enden, der selbst nicht bewegt wird. Und das ist die Existenz des allmächtigen Gottes.
Der Prediger des Freitagsgebets im Zentrum der Islamischen Kultur Frankfurt e.V. belegte die Gültigkeit dieses Arguments mit einigen Versen aus dem heiligen Koran:
„Im Vers 76 der Sure Al-An’am heißt es: ‚Als die Nacht über ihn hereinbrach, sah er einen Himmelskörper. Er sagte: ‚Das ist mein Herr.‘ Als er aber unterging, sagte er: ‚Ich liebe nicht diejenigen, die untergehen’.“
Da Bewegung und Niedergang Veränderung bedeuten, hält der Prophet Ibrahim (as) sie gemäß diesem Vers für unfähig zur Herrschaft.
In Vers 258 der Sure Baqarah heißt es: ‚Ibrahim sagte: ‚Allah bringt ja die Sonne vom Osten her; so bringe du sie vom Westen her!“ Da war derjenige, der ungläubig war, verblüfft.‘
Prophet Ibrahim (as) betrachtet die Bewegung der Sonne und ihr Bedürfnis nach einem Beweger als selbstverständlich und führt den allmächtigen Gott als Beweger ein und beweist mit diesem Argument Nimrod die Existenz Gottes.
In Vers 95 der Sure Anam lesen wir deutlich: ‚Allah ist es, Der die Körner und die Kerne spaltet und das Lebendige aus dem Toten hervorbringt. Und (Er ist es,) Der das Tote aus dem Lebendigen hervorbringt. Dies ist doch Allah – wie lasst ihr euch also abwendig machen?‘
Der Vers drückt sich als Protest gegen die Götzendiener/-innen aus und möchte die Einheit von Gottes Handeln durch sinnliche und greifbare Argumente beweisen und Gott als den Beweger der Natur vorstellen.
In den Versen 12 bis 14 der Surah Al-Mu’minoon wird gesagt:‘ Wir schufen den Menschen ja aus einem Auszug aus Lehm. Hierauf machten Wir ihn zu einem Samentropfen in einem festen Aufenthaltsort. Hierauf schufen Wir den Samentropfen zu einem Anhängsel, dann schufen Wir das Anhängsel zu einem kleinen Klumpen, dann schufen Wir den kleinen Klumpen zu Knochen, dann bekleideten Wir die Knochen mit Fleisch. Hierauf ließen Wir ihn als eine weitere Schöpfung entstehen. Segensreich ist Allah, der beste Schöpfer.‘“
Der Imam und Leiter des Zentrums der islamischen Kultur Frankfurt e.V. begann die zweite Freitagspredigt mit einer Einladung der Betenden und sich selbst zur Gottesfurcht. Er fuhr fort, indem er auf die Wichtigkeit der Familie und ihren Mitgliedern/-innen hinwies: „In den islamischen Überlieferungen wird die Gründung einer Familie mit dem Bau eines Bauwerks verglichen, welches von Gott geliebt wird. Wie wir in einer Überlieferung des Gesandten Gottes (saas) lesen: ‚Im Islam ist kein Bauwerk von Gott geliebter, als die Heirat‘, denn die Ehe bringt viele Segen mit sich. Neben den materiellen, moralischen und seelischen Segen, die sie Paaren bringt, ist die Familie eine gesunde und fruchtbare Grundlage für die Entwicklung der Menschen. Die Persönlichkeitsbildung eines jeden Menschen steht in direktem Zusammenhang mit seinem Familienleben. In einer gesunden Familie erlebt das Ehepaar eine ruhige, liebevolle, angenehme und sichere Beziehung. Wenn es ihnen wichtig ist, ihre Kinder so zu erziehen, dass sie neben ihrer körperlichen, geistigen und moralischen Gesundheit auch für die Weiterentwicklung der Gesellschaft nützlich sind, werden sie im Hinblick auf die Erziehung ihrer Kinder besonders sensibel und aufmerksam sein.
Er benannte das Aufrechterhalten einer warmen, innigen und respektvollen Beziehung zwischen den Familienmitgliedern als positive Faktoren zur Stärkung und Stabilisierung der Familie. Hierzu erklärte er: „In der heutigen Welt bedroht die unkonventionelle Nutzung des Internets und einiger Geräte, von Mobiltelefonen über Fernseher bis hin zu PCs, die Existenz und das Funktionieren dieser Verbindungen. Vor allem, wenn Eltern und andere Familienmitglieder die Zeit zwischen ihrem Beruf und der Zeit, die sie mit der Familie verbringen, nicht angemessen einteilen können. Imam Sadiq (as) sagte: also ‚Ein Mann muss im Haushalt und in Bezug auf seine Familie drei Eigenschaften beachten, auch wenn diese nicht in seiner Natur liegen: Gute Manieren, Großzügigkeit, Ehrgefühl sowie Selbstbeherrschung.‘ Es liegt auf der Hand, dass sich diese Eigenschaften in der Beziehung der Familienmitglieder untereinander verwirklichen, und je geringer diese Beziehung zwischen den Familienmitgliedern ist, desto wahrscheinlicher ist die Familie verschiedenen Gefahren ausgesetzt. Aber wenn die Verbindungen zwischen den Familienmitgliedern gesund sind und die Verbindung zwischen den Eltern herzlich ist, wird ein Boden geschaffen, um den Familienmitgliedern mehr Emotionen und Herzlichkeit zu vermitteln und zuträgliches Wissen zu mehren und moralisches Wachstum und dergleichen weiter zu ermöglichen.
Zum Ende der zweiten predigt erklärte er im Zusammenhang mit der Rolle der Familie als Quelle der Sicherheit und Unterstützung für die Familienmitglieder: „Jeder Mensch braucht für jede wirkungsvolle Tätigkeit, eine ihn unterstützende Institution, um seine Arbeit erfolgreich zu verrichten. Die Familie ist für jeden Menschen die größte Stütze. Familienmitglieder kennen die Psyche und Launen des anderen am besten und bleiben einander treuer als andere. Daher kann ein Mensch seiner Familie am meisten vertrauen, wenn er einen Unterstützer benötigt. Die Familienmitglieder sind die einzigen Menschen, die auch unter den schlimmsten Bedingungen bei der Person bleiben. Ich hoffe, dass alle geehrten Anwesenden sowie alle weiteren Angesprochenen um die Verbesserung und Gesundheit der Familie bemüht sind.“
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